Mit Helm, ohne Helm oder auch mit Glatze warten wir, bis der Minutenzeiger auf der richtigen Position ist. Ticktack, Ticktack. Es geht nicht mehr lange. Das Warten hat ein Ende. Die Gondel bringt uns hinaus in die Nacht.
Da hat wohl jemand die Rechnung nicht bezahlt. Ganz schön dunkel hier. Die Sonnenbrille hätten wir uns sparen können. Egal. Seien wir ehrlich, so ein Helm ohne Brille sieht ja auch irgendwie doof aus.
Nein, nein. Keine Angst. Die Sonne verabschiedet sich nur, um der Dunkelheit Platz zu machen. Wir wollen ja Nachtskifahren gehen. Dafür braucht es eben zwangsläufig die Nacht und nicht den Tag. Ansonsten wäre es ja einfach «nur» Skifahren. Also: Bye, bye Tag.
Zugegeben, die Sonne legt einen ziemlich fetten Abgang hin. Diesen zu toppen, wird schwierig. Warten wir mal ab.
Damit die Piste beim Nachtskifahren nicht so aussieht…
…gibt es diese grossen Lampen mit ziemlich starker Leuchtkraft – auch Scheinwerfer genannt. Diese Dinger sind bekanntlich auch beim Autofahren überaus praktisch.
Schnee ist für gewöhnlich weiss. Davon können wir ausgehen. Deswegen sagen wir ja auch «schneeweiss» und nicht «schneeblau». Es gibt aber Ausnahmen. Eine andere gängige Farbe ist gelb. Kleiner Tipp: Gelben Schnee essen wir nicht. So oder so, das Weiss des Schnees im Scheinwerferlicht steht in einem wunderschönen Kontrast zur Dunkelheit der Nacht.
Da können wir schlicht nicht warten. Vor dem Nachtessen wird schon kräftig auf die Kanten gedrückt.
Scheinwerfer zum Nachtskifahren gab es noch nicht. Der erste Skilift im Haslital konnte in der Nacht auch nicht wirklich gut «sehen». Geduldig war er aber allemal. Schleppte unermüdlich die Skifahrer den Hang hoch. Heute fahren wir mit modernen Gondeln hoch und auf top präparierte Pisten wieder hinunter. Und das Ganze sogar in der Nacht. Thomas Edison hat wohl nicht im Traum daran gedacht, dass seine Glühlampen auch mal dem Skifahren dienen würden.
Der erste Skilift im Haslital hatte noch keine Scheinwerfer und frass Stroh.
Martin Strahm,
ehemaliger Schneesportlehrer am Hasliberg
Was wollen wir mehr. Die Begrüssungskapelle schlägt voll ein. Da fühlen wir uns doch gleich wie Schweizer Skistars.
Alles andere würde jetzt wirklich nicht passen. In so einem Ambiente folgen wir natürlich der lokalen Tradition: Ein Käsefondue bitte. Gut, Raclette darf natürlich auch immer sein.
Ist ja klar. Hier oben kann es nur Meringues zum Nachtisch geben. Dieses Ding ist schon ziemlich gewaltig. Die Meringue soll bekanntlich ihren Namen von Meiringen bekommen haben. Das glauben wir natürlich gerne.
Zu dritt wird nach dem Tellerboden gesucht. Köstlich. Bei der anschliessenden Abfahrt kann die Dessertbombe gleich wieder abtrainiert werden.
In der Höhe ist es ganz wichtig, dass die Atemwege immer schön freigehalten werden. Also: Priis.
Hoch mit den Ranzen und ab auf die Piste. Diese ist noch bis 22 Uhr geöffnet.
Da hat wohl jemand etwas falsch verstanden. Da gehen wir Nachtskifahren und er taucht mit einem Snowboard auf. Kleiner Scherz. Jeder ist ein Star – egal auf was für einem Brett seine Füsse festgemacht sind. Voraussetzung ist einfach eine Bindung. Da fallen leider die Schlittenliebhaber durch. Nicht weiter schlimm. Keine Panik. Die dürfen gerne am Mittwochabend ran.
Freeriden abseits der Pisten ist eine ziemliche Herausforderung – so ohne Nachtsichtgerät. Da muss dann definitiv nach Gefühl gefahren werden. Die Piste verlassen wir aber selbstverständlich nicht. Da haben wir auch keinen Grund dazu. Es ist ja alles tipptopp präpariert und beleuchtet.
Da hat sich der miese Minutenzeiger jetzt aber schnell gedreht. Wie unhöflich. Die Glocke im Kirchenturm schlägt satte zehn Mal. Ein unheilbringendes Signal. Es kann nur eines bedeuten: Lichter löschen. Die Dunkelheit kommt. Auf geht’s – nochmals in die Bindungen und ab auf die letzte Fahrt.
Bevor wir dem Haslital auf Wiedersehen sagen, besuchen wir noch die Mausefalle. Äh, nicht diese…
…auch nicht die Mausefalle in Kitzbühel.
Voila. Genau die ist es. Direkt neben dem Hotel Reuti. Na dann: Ein Bier, bitte...
Nein, das geht zu weit. Jetzt hören wir auf damit. Blödes Wortspiel. Die Nacht ist schon da und der neue Tag wartet geduldig dahinter - garantiert mit viel Sonnenschein.
Fotos: Jungfrau Region; Bergbahnen Meiringen-Hasliberg
Story: André Wellig
Winter 2018
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